Der Freund meiner Tochter

Geschrieben von: Marie-Luise

Hallo Frau Taubert,

es geht um meine Tochter (16) bzw. um den Freund von ihr. Meine Tochter Larissa hat seit 3 Monaten einen Freund, es ist ihr erster richtiger Freund, somit wohl die 1. große Liebe. Normalerweise sollte ich mich bzw. mein Mann auch darüber freuen und es ihr von Herzen gönnen. Aber dieser junge Mann (18) ist einfach nicht mein Fall. Ich kann ihn schlichtweg nicht ausstehen, sorry dass ich das so direkt ausdrücke aber es ist nun mal so.

Der erste Eindruck war schon merkwürdig, er ist mir optisch nicht sympathisch (gut das ist nicht wichtig) aber auch das ganze Benehmen und die Art und Weise, wie er sich bewegt und redet und alles ungefragt kommentiert, stößt mich derart ab und ich fühle mich bei jedem Besuch völlig unwohl in den eigenen 4 Wänden. Mein Mann meint, ich schieße mich total auf ihn ein, und soll allmählich mal runterkommen…und er hat Recht. Ich finde das selbst nicht schön von mir, aber es gelingt mir nicht das abzustellen. Außerdem habe ich den Eindruck, dass der Freund meiner Tochter auch keinen positiven Einfluss auf unsere Tochter hat. Sie ist so ernst und in sich gekehrt, das war sie früher nicht, genau das Gegenteil. Auch mit ihren Freundinnen trifft sie sich kaum noch. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie uns auch nur noch beobachtet und dann auf die passende Gelegenheit wartet, uns zu belehren, zu verbessern und uns die wahre Welt erklären kannn, genau wie ER. Ich muss mich in letzter Zeit sehr beherrschen im Umgang mit Larissa, sonst gibt es nur noch Ärger oder sie geht mir/uns nur noch aus dem Weg. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Es wäre schön, wenn Sie mir einen Tipp geben könnten. Danke schon mal im Voraus

1 Gedanke zu „Der Freund meiner Tochter“

  1. Liebe Marie-Luise,

    es stimmt schon, dass Eltern sich eigentlich über die erste große Liebe ihrer Kinder freuen sollten – über die Nachfolgenden auch. Das wäre schön, aber manchmal tritt eben genau so ein Mensch in das Leben des Kindes und somit auch in die restliche Familie. Dann will so gar keine Freude aufkommen. Deswegen müssen Sie aber kein schlechtes Gewissen haben und Sie müssen sich auch nicht schämen, denn Sie sind als Eltern auch nur Menschen.

    So ungewöhnlich ist es auch gar nicht. Wir können nicht jeden mögen, den unsere Kinder mit nach Hause bringen. Schon im Kindesalter passiert es manchmal, dass sie Spielkameraden einladen, die wir gar nicht leiden können. Es bleibt uns nur, die Wahl unseres Kindes zu akzeptieren und zu respektieren. Oftmals erledigen sich diese Kontakte aber wieder ganz von selbst. Es ist ein ganz normales Kommen und Gehen: gestern Mona oder Lisa, heute Siegfried oder Roy. So ist es in den meisten Fällen auch, wenn die Kinder älter werden. Vielleicht ist dieser unsympathische junge Mann irgendwann ebenfalls Geschichte.

    Dennoch geht es darum, die jetzige Situation zu bewältigen bzw. anzunehmen. Versuchen Sie, dem Freund Ihrer Tochter nicht zu all viel Beachtung zu schenken, in dem Sie sein Verhalten beobachten, zu sehr über das Gesagte nachdenken oder dieses und jenes analysieren oder bewerten. Durch diese Konzentration auf Unangenehmes, steigern sich die meisten Menschen erst richtig in die Situation hinein, und können irgenwann nicht mehr angemessen agieren und reagieren. Deshalb sollten Sie versuchen, Ihr Augenmerk auf andere Dinge zu lenken, die Ihnen gut tun; z.B. mit Ihrem Mann etwas unternehmen, Freunde einladen oder besuchen, ein gutes Buch lesen, etc..

    Oder Sie machen sich mal wieder einen schönen Tag zusammen mit Ihrer Tochter. Das tut Ihnen vielleicht beiden gut. Genießen Sie einfach nur das Zusammensein mit Ihr, seien Sie einfach nur da, lassen Sie alles einfach so sein, wie es ist; frei nach dem Motto: es ist, wie ist, und es kommt, wie es kommt!

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